2023 in Büchern: Lea aus dem Faircado-Team empfiehlt

Dieses Jahr haben wir eine Sonderserie an Blogbeiträgen für die Zeit zwischen den Jahren, in der einige der Mitglieder des Faircado-Teams ihre Lieblingsbücher aus dem Jahr 2023 empfehlen. Wenn du also gerade auf der Suche nach Büchern für deine Leseliste 2024 bist, bist du hier genau richtig! Heute empfehle ich Lea, die Produktmarketing-Managerin von Faircado, welche Bücher es unbedingt wert sind, gelesen zu werden und mein 2023 bereichtert haben.

 

„I’m glad my mom died“ von Jennette McCurdy

"I'm glad my mom died" by Jennette McCurdyIch bin eigentlich nicht so der Mensch für (Auto-)Biografien.
Ich mochte iCarly nie.
Und noch weniger mochte ich Sam als Figur in iCarly (wie sich herausstellt, mochte Jennette sie wohl auch nicht).
Als ich dieses Buch dann auch noch auf der Leseliste so gut wie jeder Person im Internet gesehen habe, stand fest, dass dieses Buch einfach nicht für mich sein sollte. Dinge, die übermäßig gehyped werden, sind mir sowieso erstmal suspekt.

All diese Gedanken hatte ich regelmäßig, wenn ich auf meine Leseliste sah und dabei dieses Buch auftauchte.

Und was soll ich sagen? Ich war selten so froh, falsch gelegen zu haben wie bei diesem Buch!

Dieses Buch ist so unglaublich herzzerreißend ehrlich, widersprüchlich und gut geschrieben, wie nur wenige andere, die ich zuvor gelesen habe. Man spürt auf jeder Seite die Liebe, die sie zu ihrer Mutter empfand und kann dennoch nicht anders, als diese Frau dafür zu verabscheuen, was sie ihrer Tochter im Namen der Liebe angetan hat. Man möchte die junge Jennette wachrütteln und sie gleichzeitig davor beschützen, was ihr passiert. Es ist schwer für mich zu beschreiben, wie mich dieses Buch fühlen hat lassen, und noch schwerer mir vorzustellen, wie es sein muss diese Gefühle durchlebt zu haben.

Dieses Buch hätte ohne Weiteres zu einer Geschichte von Selbstmitleid, Hass, Scham und Rache werden können. Und doch ist es nichts von alledem. Durch ihren ehrlichen, pointierten und auf den Punkt gebrachten Schreibstil, liest es sich wie das Tagebuch einer heranwachsenden Tochter, die aus Liebe zu ihrer Mutter jeden Schmerz in Kauf nimmt. Es ist eine Geschichte von Liebe, Schmerz und der Tragik in der eigenen Geschichte gefangen zu sein, und erst nach Jahrzehnten aus ihr ausbrechen zu können.

Ich mag iCarly immer noch nicht, und Autobiografien generell eigentlich auch nicht. Aber, ich mag Jennette. Und ich freue mich jetzt schon auf jedes weitere Buch, das sie hoffentlich schreibt.

 

 

 

„Der Vorleser“ von Bernhard SchlinkDer Vorleser von Bernhard Schlink

Die Geschichte wird von Michael erzählt, der sich als Jugendlicher eine Affäre mit einer älteren Frau namens Hannah beginnt. Eines Tages jedoch verschwindet diese unangekündigt aus Michaels Leben, und Michael sieht sie erst Jahre später wieder. Als Angeklagte vor Gericht. Dort muss sie sich den Kriegsverbrechen stellen, die sie während des Zweiten Weltkriegs begangen hat. Von da an, setzt sich Michael mit den moralischen Implikationen von Hannas Handlungen auseinander, und wie diese die Sicht auf seine eigene Vergangenheit beeinflussen.

Es ist schwer für mich zu sagen, warum genau dieses Buch zu einem meiner Lieblingsbüchern aus diesem Jahr zählt. Und ich habe das Gefühlt, das Gleiche gilt auch für den Inhalt dieses Buchs. Wovon handelt es eigentlich?

Um die sexuelle Beziehung zwischen einem jungen Mann und einer älteren Frau? Analphabetismus und Scham? Den Holocaust? Gerechtigkeit? Bewältigung der eigenen Geschichte und der Vergangenheit eines ganzen Landes? Es geht um all das, und um so viel mehr!

Schlink schafft es, ein Buch über all diese sensiblen Themen zu schreiben und es trotzdem nicht zu einer Geschichte des Hasses werden zu lassen. Es ist wunderschön geschrieben, berührend und eine absolute Pflichtlektüre in meinen Augen. Falls du gerade dabei bist, Deutsch zu lernen, würde ich dir dieses Buch auf jeden Fall empfehlen, da es relativ einfach und schnelllebig geschrieben ist. Und auch wenn ich Übersetzungen einen Vertrauensvorschuss gebe, bin ich mir sicher, dass sie Schlink nicht das Wasser reichen können.

 

 

„In der Stille liegt dein Weg*“ von Ryan Holiday

*Gelesen in der englischen Originalfassung „Stillness is the key“

Stillness is the key - Ryan HolidayRyan Holiday stellt die These auf, dass alle großen Menschen der Geschichte eine Eigenschaft gemeinsam haben – er nennt diese „Stille“. Ich würde es die Fähigkeit nennen, ruhig zu bleiben, wenn alles um einen herum chaotisch wird. Eine Situation die einer 24-Jährigen, die sich mit dem Erwachsenwerden im 21. Jahrhundert auseinandersetzt, völlig fremd ist. Genau ins Schwarze getroffen also.

Generell ist Holiday einer der Autor*Innen, deren Klappentext ich nicht einmal lesen muss, bevor ich das Buch kaufe. Was immer er veröffentlicht, landet automatisch auf meiner Leseliste. Und das mit gutem Grund, denn er verbindet einer meiner Lieblingsthemen, den Stoizismus, mit einer meiner Lieblingsfähigkeiten, nämlich komplexe Ideen so zu erklären, dass sie verständlich für eine breite Masse sind. Darüber hinaus habe ich bei ihm, anders als bei vielen anderen Selbsthilfe- oder Philosophie-Gurus nie das Gefühl, dass er dogmatisch ist. Er spricht keine Werturteile in der Art, wie er seine Ideen erklärt, und seine Art antike Philosophiegeschichte mit zeitgemäßen Beispielen zu erklären, lässt einen seine Ideen nicht nur verstehen, sondern – was noch wichtiger ist – sie nicht vergessen.

Wenn es dir so geht wie mir, wird Ryan Holiday dich dazu bringen, dich zu fragen, warum nicht jede*r Stoiker sein wollen würde und schnell zu einem deiner Lieblingsautoren heranwachsen.

 

 

 

„Still. Die Kraft der Introvertierten*“ von Susan Cain"Stille" von Susan Cain

*Gelesen in der englischen Originalfassung „Quiet. The power of introverts in a world that can’t stop talking“

Mindestens ein Drittel der Menschen in deinem Umfeld sind introvertiert. Sie sind diejenigen, die lieber zuhören, als zu sprechen, die innovativ und kreativ sind, diese aber nicht ins Rampenlicht rücken, und die es vorziehen alleine zu arbeiten als in großen Teams kollaborieren zu müssen. Es sind Menschen wie Rosa Parks, Chopin und Steve Wozniak – Menschen, denen wir große Beiträge zu unserer heutigen Gesellschaft verdanken.

Ich komme schnell mit Menschen ins Gespräch. Ich habe die meiste Zeit des Jahres damit verbracht, alleine zu reisen und Fremde zu Freund*Innen werden zu lassen. Es fällt mir leicht, Menschen auf der Straße anzusprechen, und die Mehrheit meines Teams würde mich als Social Butterfly bezeichnen.
Und dennoch bin ich introvertiert.
Große Gruppen, Networking und Bekanntschaften – nichts davon bringt mir Energie. Nicht im Geringsten.

Quiet war also genau mein Buch. Aber es ist nicht nur ein Buch für Introvertierte, die lernen wollen, mit ihrer Introvertiertheit in einer Gesellschaft zurechtzukommen, die Extraversion verherrlicht. Es ist auch ein Buch für Extrovertierte, die den Wert von Introversion erkennen, die Welt aus einer ihnen fremden Sicht sehen und ein besseres Verständnis für die introvertierten Menschen ihres Lebens erlangen wollen. Dieses Buch verherrlicht Introvertiertheit nicht! Es wird schnell klar, dass sowohl Introvertierte, als auch Extrovertierte voneinander profitieren und beide Seiten voneinander lernen können.

Aber so viel sei gesagt: Wenn du extrovertiert bist, und eine introvertierte Person in deinem Leben hast, die dir am Herzen liegt, lies dieses Buch aus Liebe zu ihnen.

 

 

„Das Ende des Kapitalismus“ von Ulrike Herrmann

"Das Ende des Kapitalismus" von Ulrike HerrmannDemokratie, Wohlstand, eine längere Lebenserwartung, mehr Gleichheit und Bildung – der Kapitalismus hat scheinbar viele positive Dinge erreicht. Doch gleichzeitig ruiniert er das Klima und die Umwelt, so dass die Menschheit in ihrer Existenz bedroht ist. „Grünes Wachstum“ ist die angebliche Rettung, die von Politiker*Innen und Ökonom*Innen weltweit angepriesen wird. Die Wirtschaftsexpertin Ulrike Herrmann jedoch sieht das anders.

Ich empfehle dieses Buch absolut jeder Person, mit der ich länger als 10 Minuten eine Unterhaltung führe.

Man braucht kein Expertenwissen in Wirtschaft oder Ökologie, um Herrmanns Erläuterungen zu folgen. Das Buch ist in drei Teile geteilt, die Erfolgsgeschichte des Kapitalismus und welche (nicht intendierten) Folgen dieser mit sich brachte, warum sich der Kapitalismus und Umweltschutz nie miteinander vereinbaren lassen werden und ein Ausblick, warum wir unsere Art zu leben neu denken müssen. Ich denke nicht, dass dieses Buch eine Offenbarung für Menschen ist, die bereits tief in dieser Materie stecken, es ist jedoch ein perfekter Einstieg in die Thematik. Herrmann schafft es unglaublich gut zwei der komplexesten Themen unserer Zeit: den Klimawandel und den Kapitalismus auf so einfache Weise zu erklären, dass dies leicht zur Pflichtlektüre in Schulen gemacht werden könnte.

 

 

 

„Ein Leben auf unserem Planeten*“ von David Attenborough"A life on our planet" von Sir David Attenborough

*Gelesen in der englischen Originalfassung „A Life on Our Planet. A Witness Statement and a Vision for the Future. „

David Attenborough ist der wahrscheinlich bekannteste Dokumentarfilmer der Welt. Er hat Orte gesehen und Wildtiere erlebt, von denen viele von uns nur träumen können. Umso trauriger muss es für ihn sein, den Niedergang von vielem davon zu sehen. Dieses Buch ist sein ganz persönliches Zeugnis dessen – des größten Fehlers, den wir als Menschheit begangen haben. Die Zerstörung unserer Heimat.

Zugleich ist es ein Liebesbrief. Ein Liebesbrief an diesen wunderschönen Planeten auf dem wir leben, und an die Schönheit, die uns in jedem Augenblick umgibt. Dieses Buch ist fast schon magisch und hat mich unglaublich dankbar fühlen lassen, trotz allem.

 

 

„Die Macht der Geographie im 21. Jahrhundert. 10 Karten erklären die Politik von heute und die Krisen der Zukunft.“ von Tim Marshall

Die Macht der Geographie im 21. Jahrhundert von Tim MarshallGenerell würde ich die ganze Reihe von „Die Macht der Geographie“ empfehlen, müsste ich mich jedoch entscheiden, wäre es dieser hier. Aus einem ganz einfachen Grund: Es geht um die Underdogs.

Während es im ersten Teil „Die Macht der Geographie“ um die Großmächte der letzten Jahrzehnte und teilweise sogar Jahrhunderte geht, konzentriert sich der zweite Teil auf Länder, Regionen und Kontinente, die es selten ins Rampenlicht schaffen. Von Iran und Saudi Arabien, bis hin zu Iran, Äthiopien und der Sahelzone. Das Besondere an dieser Reihe, ist dass es keine Erzählung der Vergangenheit ist, sondern auch einen Blick darauf wirft, welches Konfliktpotential in diesen Regionen schlummert und welche Entwicklungen uns in Zukunft erwarten können.

 

 

 

„Das verborgene Leben der Bäume: Was sie fühlen, wie sie kommunizieren.“ von Peter Wohlleben"The hidden life of trees" von Peter Wohlleben

In diesem Buch teilt der wohl bekannteste Förster Deutschlands seine tiefe Liebe zu Wäldern und erklärt uns die erstaunlichen Prozesse des Lebens, des Sterbens und die erstaunlichen wissenschaftlichen Prozesse, die uns verborgen bleiben.

Ein großartiges Buch für all jene, die mehr über die Natur, die uns umgibt, lernen möchten. Auf jeder einzelnen Seite merkt man, wie sehr Wohlleben seine Arbeit liebt und diese Liebe überträgt er auch an die Leser*Innen. Obwohl ich aus Österreich komme und die Originalfassung dieses Buchs auf Deutsch ist, habe ich es aus mir unerfindlichen Gründen auf Englisch gelesen. Ich glaube tatsächlich, dass das nicht die klügste Entscheidung war, habe dadurch aber zumindest eine Menge Vokabeln dazugelernt, um mich über Bäume zu unterhalten. Vielleicht nützt es mir ja eines Tages…

 

 

 

Unsere Teammitglieder kaufen all ihre Bücher über Faircado, da es die einfachste, billigste und nachhaltigste Art ist, Bücher secondhand zu kaufen und so auf die Umwelt zu achten. Etwas, das sich garantiert nicht ändern wird im neuen Jahr!